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13.11.1998, Erfurt, Bierzelt im Kulturhof Krönbacken


„Triskaidekaphobie I – Die Angst vor der 13“


 

 

Triskaidekaphobie oder Die Angst vor der Dreizehn war das erste selbstständige Kunstprojekt der kleinkunstbrigade Anna Kram.

Die Angst vor der Dreizehn als Synonym für die vielen Facetten von Ängsten wurde von den beteiligten Akteuren mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln bearbeitet. Ziel des Projekts war es, Angst nicht nur als beklemmendendes sondern auch als motivierendendes Element unseres (Zusammen-)Lebens darzustellen.

Um darüber hinaus die kulturelle Prägung bezüglich unserer Ängste zu verdeutlichen, wählten wir einen Freitag, den 13. als Veranstaltungstag.

Zudem versuchten wir ein Kunstfest zu veranstalten, das nicht schon aufgrund etablierter Räume bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgrenzt. Allen Unkenrufen zum Trotz sind wir nämlich der Auffassung, dass jeder Mensch ein künstlerisches Bewusstsein besitzt. Vor diesem Hintergrund entschieden wir uns für ein Bierzelt als Veranstaltungsort. Auf Grund der zentralen Lage fiel unsere Wahl auf das Bierzelt im Kulturhof Krönbacken.

Aber ein Bierzelt bleibt ein Bierzelt, wenn nicht einige Veränderungen vorgenommen werden. Deshalb verkleideten wir die Zeltwände mit schwarzen Gassen, auf dem Boden verteilten wir trockenes Laub, wir hämmerten zwei kleine Bühnen zusammen und hängten Scheinwerfer auf. Der Jahreszeit entsprechend wurden Kerzen verteilt. Und natürlich wurde geheizt. Von wegen ein Bierzelt ist kein passender Ort.

Zur Veranstaltung: Neben einer Ausstellung mit Bildern von Andreas Jäckel präsentierten wir zwei Videofilme von Ute Weiß und G Punkt Erde, die auf Texten von Sid Eisengurrer basierten (triskaidekaphobie I-III). Zudem stellte G Punkt Erde unter Beteiligung von Tobbe und Schartie Gedichte von Sid Eisengurrer in verschiedenen Szenen dar. Abgerundet wurde das Programm durch musikalische Improvisationen von Dani (Flöte), Alexander Finke (Didgeridoo) und Steffen Hofmann (sax.).

Nach dem etwa einstündigen Programm übernahm DJ Ufo die Regie. Die ca. 80 Anwesenden, einschließlich der kleinkunstbrigade, feierten und feierten und vergaßen die Sperrstunde. Nachdem behördlichen Hinweis diesbezüglich war der Freitag, der 13. Vergangenheit, die Angst vor der 13 war vorerst gebannt.




triskaidekaphobie

von Sid Eisengurrer
(I)

an meinem fenster seh ich eine fliege
in den fängen einer unsichtbaren macht
verfangen in der ewigen intrige
dass die freiheit hinten liegt und vor uns lacht

an meinem fenster seh ich eine träne
sie erträgt es nicht, wie ihr der regen winkt
vergräbt sich in privater quarantäne
trocknet ein aus angst, dass sie im meer versinkt

an meinem fenster quält mich ein gedanke
ist freiheit nur ein flacher werbespot
baut jeder traum von ihr eine neue schranke
will ich die erlösung, muss ich aufs schafott

und kurz vor zwölf schlägt‘s manchmal dreizehn

(II)

ich beug mich nicht, halt den kopf gerade
gerad verläuft auch meine lebensbahn
ich verkneif mir jede eskapade
denn meine seele hängt an einem kran
der hievt mich übers kleinste hindernis
bis, ja bis

dann schweige ich mich an
aus angst ich könnt es sagen
ich kann es
kann es nicht
dann lache ich mich aus
denn weinen kann ich nicht

ich kenn den sinn, weil ich nie sinniere
da ist etwas, das mich noch nie belog
denn die welt in der ich so flaniere
ist doch ein kurzweiliger katalog
der diskret meine wünsche übersetzt
jetzt, bis jetzt

dann schweige ich mich an
aus angst ich könnt es sagen
ich kann es
kann es nicht
dann lache ich mich aus
denn weinen kann ich nicht

und doch einmal biegt sich die gerade
der schutzanzug erweist sich als komplott
eine fliege weint, wird wieder made
der katalog knallt zu, der kran ist schrott
und kurz vor zwölf, vielleicht im weitergehn
schlägt ‘s dreizehn

dann schweige ich mich an
aus angst ich könnt es sagen
ich kann es
kann es nicht
dann lache ich mich aus
und weine innerlich

(III)

wenn ich eine fliege wär
und eine träne hätt
flög ich zu dir
egal ob du mir winkst
egal ob du mich linkst

wenn ich eine fliege wär
und eine träne hätt
flög ich zu dir
weil du mir stinkst

 


 
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