Sven Wachsmuth: Verirrtes Licht, Vernissage

„Eternity“
Glicée-Print 40x60cm


„Weg Zurück“
Glicée-Print 40x60cm


„Der Ton“
Glicée-Print 40x60cm



Das CKB ist mittlerweile für junge moderne Kunst eine feste Adresse. Vom 14. April an präsentiert Gunter Harms mit Unterstützung der „kleinkunstbrigade ANNA KRAM e. V.“ Grafiken von Sven Wachsmuth.


Bereits seit einigen Jahren hat sich Sven Wachsmuth in Erfurt bei verschiedenen Kunstprojekten und -initiativen u. a. als Fotograf, Filmemacher und Grafiker einen Namen gemacht. Obwohl er Projekte mit anderen Künstlerinnen und Künstlern als Herausforderung für seine Arbeit betrachtet, war eine Einzelausstellung des Multitalents längst überfällig.

Sven Wachsmuth beweist mit dieser Ausstellung, dass Mathematik und Kunst keine Widersprüche darstellen. In seinen Grafiken und Videoinstallationen lösen sich immer wieder spielerische und konkrete Elemente gegenseitig auf.

Michaela Jakob verwies in der Laudatio zur Ausstellungseröffnung zu Recht auf die gestaltende Kraft in seiner Kunst.


Zur Vernisage am 13. April bot die „kleinkunstbrigade“ zudem ein musikalisch-literarisches Programm.

Mitwirkende: Katja Hebenstreit führt durch das Programm, Sid Eisengurrer liest eigene Texte und für musikalische Untermalung sorgen Susanne Thiele (Cello) und Axel D. Wolf (Bratsche).


Die Ausstellung war noch bis zum 24. Mai 2007 im CKB zu sehen.




Verirrtes Licht

Michaela Jakob 04/2007


Flyer der Ausstellung


Raytracing, welches auch als Strahl-Verfolgung bezeichnet wird, ist ein algorithmisches Verfahren zur Darstellung von Objekten von einem bestimmten Punkt im Raum aus.

Im Gegensatz zur natürlichen Umwelt, wo die Lichtquellen die Strahlen aussenden, wird beim Raytracing der Weg des Lichtes zurückverfolgt.


Stellen wir uns vor, wir sitzen in einer weichen Couch versunken, in einem warmen abgedunkelten Raum vor einer großen Glaskugel,
mit Bedacht zuvor ein diffuses Kerzenlicht in die Nähe gestellt,
in der Hoffnung es würde die Atmosphäre des Raumes mit all seiner Unergründlichkeit und die zarten Strahlen der Lichtquelle in der Glaskugel gefangen nehmen. Vielleicht würden wir unsere Gedanken in die Zukunft gleiten lassen.

Doch warum?

Lassen wir uns faszinieren vom flackernden Tanze der Lichtpunkte und wagen uns auf deren Weg zurück.


Sven Wachsmuth stellt sich dem Abenteuer, der Verfolgung des Lichtweges ins Zurück. Und gerade der damit verbundene hohe Zeitaufwand, der mitunter Stunden, Tage in Anspruch nimmt, stellt eine für ihn unabdingbare Herausforderung dar, sichtbare Realitäten zu sprengen und sich seiner Sucht nach Vollkommenheit zu nähern.

Er stillt seinen Durst alles sehen zu wollen, das Sichtbare und das Nichtsichtbare.


Doch er weiß um die Unendlichkeit der Lichtbahnen ins Zurück. Er bestimmt den Halt, den Zeitpunkt, wann die Verfolgungsjagd zum Stillstand gezwungen wird.

Seine hier dargestellten Arbeiten geben uns seine atemberaubende Jagd auf Linien, Windungen, Schleifen in wunderbaren Farbkompositionen wieder. Sven Wachsmuth verbildlicht scheinbar endlos hin- und herirrenden Strahlen in Körper, Räume, welche im eigentlichen nicht sichtbar sind. Er erschafft Gebilde, die wie unbekümmerte Farbspielereien anmuten, paradoxerweise Chaos suggerieren und trotzdem den Eindruck von Ordnung vermitteln.


Über seine schier nie enden wollende Antriebskraft sagt er selbst, dass er Zeit seines Lebens immer das Gefühl hatte, in einem eng abgegrenzten Raum zu leben. Langsam eroberte er sich in der fühlbar erdrückenden Enge – seine Grenzenlosigkeit, seine Freiheit, …

… gleichsam Spiegelungen, welche sichtbar Räume vergrößern. Bewirken sie doch sobald man ganz einfach zwei Spiegel gegenüberstellt, dass sich die Tiefe des Raumes in der Unendlichkeit verliert, gewohnte sichtbare Dinge „auf den Kopf gestellt“ werden und geflutet vom Licht völlig anders, verfremdet erscheinen,
ohne die eigentliche Größe des Raumes zu verändern.


Sven Wachsmuth fand auf seiner Verfolgung der Lichtpfade sich selbst und erkannte, das die Grenzen des Raumes, die ihn umgaben, er sich selbst setzte.


Letztendlich entspringen alle seine Grafiken mathematischen Formeln.

Seine Faszination und Hingabe, sein virtuoses Spiel mit algorithmischen Verfahren lässt den Betrachter völlig vergessen, dass Mathematik mit Pedanterie, Berechenbarkeit und Langeweile assoziiert wird. Sven Wachsmuth verleiht mathematischen Vorgängen pulsierende Lebendigkeit, sobald er die Variablen der Gleichungen variiert, um stets aufs Neue „verirrte Lichtbilder“ zu fangen.


Er eröffnet mit seinem Spiel eine ganz neue Sicht auf das Vergangene, das Gewesene - und nimmt uns mit auf seine Reise auf den Spuren des Lichts, hält die Schönheit des nicht sichtbar Vergänglichen auf seine Art für uns fest.


Und wenn wir uns jetzt wiederfinden, in einer weichen Couch versunken, unser Blick träumerisch auf eine Glaskugel gerichtet, so gleiten vielleicht unsere Gedanken jetzt auf Pfaden verirrter Lichter ins Zurück.