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Schreibwerkstatt IIIVom 19. bis 20. Juni 1998 führte Sigurd Reisener, diesmal in Zusammenarbeit mit Thomas Putz, eine dritte Schreibwerkwerkstatt im Café Aquarium der FH Erfurt durch.
Schwerpunkte legten die Anleiter diesmal neben der Produktion lyrischer Texte auf das Schreiben von Prosatexten.
PS: Im Wintersemester 1998/99 erhielten die Schreibtrainer Sigurd Reisener und Thomas Putz einen Lehrauftrag an der FH Erfurt zum Thema: „Schreibwerkstatt für Sozialpädagog/innen“.
Grammatikalische und orthografische Besonderheiten bei der Schreibweise der Texte sind als lyrische Stilmittel von den Autoren beabsichtigt
Anna F. Hesche-Dotelox
Du sollst kotzen
Die Seele auf die Erde kötzen,
Gewartet hat sie darauf nicht!
Jetzt klebt der Dreck ihr im Gesicht,
Nun kann sich alles dran ergötzen.
Dich mal ordentlich Erbrechen,
Das verschafft dir wahre Lust!
Weißt du wie du's machen mußt
Es muß kratzen, beißen, stechen!
Aus deinem Leib muß es dir fahren,
Und fürchterlich dein Herz entflammen,
So kommt das FÜR zurück zum SICH!
Niemand kann dir das ersparen,
Macht keinen Sinn mehr zu verdammen,
Laß es heraus, dein wahres ICH!
Ungelogen
Ungelogen,
beim spiele betrogen,
hat ein hohler zahn,
aus x-beliebigstan,
er wurde gezogen!
Thelma Wiltbein
schwarzes loch
ganz fürchterlich
bekämpfen
vernunft bekämpfen
unsinn befreien
beachtung
bekämpfen
befreien
erreichen
eigentlich
gehen lassen.
Sommer
Sonne scheint
scheint schonungslos
schonungslos sicher
sicher selbstlos
selbstlose Sucht
sucht Seele
Seele schreit
schreit Sonne
Sonne scheint
scheint schonungslos
schonungslos sicher
sicher selbstlos
selbstlose Sucht
sucht Seele
Seele schreit
schreit Sonne
Sonne scheint
Tak de Erija
ich stoße mich wund
ich stoße mich wund
an den kanten meines zorns
weckt mich das laute lachen
deiner so vertrauten stimme
ist doch nicht mehr für mich bestimmt
ich stoße mich wund an weißem papier
wo mich unruhe weckt
lächelt das meer in bunten farben
in überfüllten luftschlössern
kullern tränen zurück in die augen
fallen blüten auf blasse haut
muß ich gehen um bleiben zu können
ich sehe auf leichtem boden feste füße
ich sehe auf leichtem boden feste füße
sehne mich nach schwere – die leichtigkeit sehnt mich
das grab schleicht traurige augen
sucht der weg das licht zurück
gräber blicken vertrocknete blumen
duftend frisch zu lebzeiten
das zarte schweben deiner flügel aus glas
deine zärtlichkeit kann daran vergehen
wenn der fels sich auf die sehnsucht schmettert –
gehst du nicht rechtzeitig
spiegelt sich im glas eine lüge
doppelt liebt man nicht zwei mal
auf einen streich hin
wuchert die angst im müllhaufen
abgetöteter gefühle
vermehrt sich in der seele
spaltet – das spiegelbild
lass uns lächelnd
lass uns lächelnd durch die geisterstädte
einst vergangener lieben gehen
musst behutsam sein und still
damit sie nicht wach werden und wir verweh'n.
wollen uns am traumtor wiedertreffen
wenn wir sie liebkost die ganze nacht
schreck' nicht zurück von ihren gesten
bald wird's herzeleid erneut entfacht.
nun komm' zurück, ich brauch' dich wieder
hab' die sehnsucht zu dir entfacht
in dieser geisterstadt wird es bald nacht
ich wart', ich wart', ich wart' auf dich
sanft berührt mich deine hand
aus deinen augen kullern tränen, die mein herz verbrannt.
Sir Teos Fengref
Der Wille
Wille will wollen
Gewollt will gewillt sein
Gewollter Wille wird ungewollt
Ungewollt will gewillt werden
Werdender Wille wird wollen
Wollen gewollt werden
Willender Wille
Liebe
Gefühle brodeln, Phantasien so heiß,
die Wangenröte und die zitternde Hand,
eine Sehnsucht, die dein Herz zerreißt,
im Schrank verschlossen der normale Verstand.
Doch hört das Warnsignal im zerschmetternden Ton,
Gedanken spielen im Kopf wie Panzer im Krieg,
Unvernunft ja, doch kann nicht lassen davon,
Gefühle tragen vor Vernunft den Sieg.
Sie sind süß, aber auch schmerzend wie Hiebe,
ein Opfer bist du, doch du bist es gern,
du suchst sie, die erfüllende Liebe.
Erfolg gibt es nicht, nur Leid oder Glück,
Enttäuschung und Schmerz liegen oft nicht fern,
doch du kehrst immer wieder zu ihr zurück.
Schuld
Schuld, wer hat sie?
Ich vielleicht?, nein.
Ruhe, brauche Ruhe,
Tausend Gedanken hämmern, spalten meine Seele,
Elend, ja ich fühle es, erleide es,
Opfer, das bin ich, doch von wem?
Schuld hat jemand, muß sie haben, werde ihn suchen,
Finden werde ich ihn, leiden muß er,
Er, doch wer ist er, kenne ihn nicht, kenne niemanden,
Niemand Schuld, ich vielleicht?
Grausam diese Frage, will nicht mehr, kann nicht mehr,
Retten will mich keiner, warum nicht,
Ende naht, spüre es, werde schlafen,
Frei sein, tot, nicht schuldig.
Sensiurd Gierer
weltschmerz weltscherz
oder manchmal
vielleicht später vielleicht
worthülsen striezen
im hochgeschwindigkeitszeitalter
tanzen zum mond
fallen steigen fallen
pause ruhe pause
ein taschentuch
keine ursache keine wirkung
willfährig willenlos
im frühling schießt das blut
im wienerwalzertakt
der kuckuck schreit vor übermut
bis es auch den letzten packt
der wolf, die schöne schäferin
die weite welt ein nest
die lust ist eine zauberin
die nichts in frieden läßt
doch der sekundenhammer tönt
diese sommernachtsintrige
bis irgendwann ein morgen stöhnt
und nirgends echos hallen
dann suchen alle ihre wiege
und fallen, wie die blätter fallen
Scherin Scherbu Thioné
Sinnlosreim
Die Sonne scheint,
das macht mich froh,
denn ich mag die Sonne so.
Auf ein Reim
folgt ein Wein –
Laß es lieber sein!
Nein, das macht Spaß.
Grün ist das Gras.
Ich weiß nicht was –
Was soll das?
Ich will braune Beine,
fühl mich grad so alleine,
bin weiß wie ein Quark,
doch Quark macht stark –
Was soll das?
In der Sonne sitzen
und dabei schwitzen.
Die Erde hat Ritzen
hat Thomas gelesen –
lustig ist's gewesen.
Ich brauch ein Taschentuch.
Was für ein Fluch,
besser ein Segen.
Schlimmer als Regen
sind große Pollen.
Kommen ins Rollen,
obwohl sie nicht sollen
ärgern sie mich.
Reimen ist toll!
Ich hab die Nase voll.
Ich mach gar nicht, was ich soll –
Scheißegal!
Urlaub als Zustand
Ich weiß nicht wieviel Leute,
schätzen fällt mir schwer,
sehnen sich grad heute
nach Sonne, Strand und Meer.
Urlaub wär jetzt toll!
Am besten ganz weit weg.
Die Nase schon lange voll,
entfliehn aus all dem Dreck,
entfliehen aus dem Alltag
fern von Ärger, Kummer, Frust.
So viel Neues strömt auf mich ein.
Nur machen was ich wirklich mag
und das dann voller Lust! –
Warum kann das nicht immer so sein?
Patuz H. Most
Blutiger Zwischenfall
Die Stadt, so grob wie sie auch sei,
Brütet in diesen Tagen an einer leisen Sommerei
Vereinzelt streichen lauhe Winde
Durch Blatt und Ast der alten Linde
„Doch nun genug der matten Schläferei!"
Spricht Schütze Schultze mit einer großen Salve Blei
Die er – wer konnt' es denn bloß ahnen
Verschießt in langen, schnurgeraden Bahnen
Getroffen fallen nur die Spatzen
Gernieder auf den Stadtbeton
Schultze fängt an nun grob Gebrüll
Jetzt schleichen wieder rum die Katzen
Die Kirchenglock' macht dreimal gong
Und in der groben Stadt wirds langsam wieder still
Dr. R. Minauo
groszeltern am fenster
groszeltern am fenster
ostzimmerblick
sie roch nach überstandenem krieg
und kartoffeln
er hatte zucker
und ich nichts
um mich vor der kälte in diesem raum zu schützen
Ein Gerücht
psst – komm'se mal her! wer? na sie! ... ja wieso denn? wuff! ich möchte ihnen mal was erzählen! wieso? nun ... sie sind doch auch bei diesem Dr. Minauo in Behandlung ... ja und? ... wissen sie eigentlich das der chinesische freunde hat! und? wuff grrl sssssscht struppi – sei still! (frau fuchtelt bedrohlich mit ihrem zeigefinger vor den – nun demütig dreinblickenden – augen eines verfilzeten dackels herum). ja wieso erzähl'n sie mir das eigentl. ..? nun gute ... frau sie lieben doch ihren ... (etwas angewidert) struppi ... ja! ... und sie mögen doch auch hunde im allgemeinen! ja ... warum nicht ? nun ... da muszte es sie eigentlich interessier'n, dasz chinesen hunde verspeisen!!! (angestrengt unberührt) och ja! ist das ihnen gleichgültig? (aufbrausend) hör'n sie mal junger mann, ich musz noch in den konsum und dann zu meinem kranken groszvater der is' nämlich bettlägerig – so. und da kommen sie daher und erzahl'n mir was von hunden und chinesen. und überhaupt ... was hat das eigentlich mit dem Dr. Minauo zu tun? wie ich schon sagte ... sein umgang! versteh' ich n...! nun! bei den chinesen ist das ablehnen von speisen eine geste der unhöflichkeit und miszbilligung – wie denken sie wird der Doktor reagieren wenn er bei seinen freunden zum essen eingeladen und mit einem hundsbraten konfrontiert ist? (mäszig bestürzt) gütiger! und so jemanden offenbaren sie ihre unappetitlichen mikosen! woher wissen ...? nun ... ich bin Dr. R. Minauo's liebhaber ...
Bistiher Chray
halt
technisch
der gedanke
sich zu teilen
um sich zu
vereinigen
nein,
Notwendigkeit!
Wie die Laterne
Wie die Laterne –
so rammte ich die Straßenbahn.
und ich sag zu dir: warum
hat das nicht schon früher geklappt?
laß uns doch von Sex reden –
oder eher komisch sein.
sosobling
sosobling bling blang diedie
leterentilieie
undannda rammel rammerich
bringbrong patschig kakaah
destomüseral tet tet holmorüsonal
dannso reinlig reinramm dannso
da da
dann da rein da so
hehe so rein he
Tari Wirheg
Das Wetter ist kühl
Das Wetter ist kühl,
es sind Wolken am Himmel.
Morgen geh' ich zum Konzert
auch Highfield genannt,
das Krämerbrückenfest
wäre auch dominant.
Am Strand will ich faulenzen,
ein riesigen Eisbecher kredenzen.
Ein Motorrad will ich haben,
mein größter Traum.
Durch den Verkehr muß ich mich wühlen,
Scheiß Straßenbau.
T | - | Tauche |
a | - | alle |
r | - | Ringe |
i | - | in |
W | - | Wein |
i | - | irdische |
r | - | Reichtümer |
h | - | haben |
e | - | edles |
g | - | gemein. |
Kollektivgeschichte
Beim Zahnarzt 1
„Dann können sie schon mal Platz nehmen, der Doktor kommt sofort.“
Sie denkt. Muß der hier so rumschreien, ist doch noch gar nichts passiert. Widerlich! So ein elender Schlappschwanz!
Sie fragt: „Das tut wohl sehr weh?“
Der Doktor erscheint.
Sie sagt: „Herr Doktor, bitte sehr ein Injektiönchen. Ha, ha, ha!“
Sie denkt. Pfui, jetzt muß ich ihm wieder das Blut abtupfen. Wo ist denn nur dieser verdammte Tupfer, der war doch eben noch da. Der wird ihn doch nicht verschluckt haben, diese Memme. Verdammt noch mal, kriegt der das Maul nicht weiter auf, ich kann gar nichts sehen. Und wie das stinkt, ekelerregend!
„Ja, ich hab ihn gleich Herr Doktor, aber wenn er den Mund etwas weiter aufmachen könnte, würde es noch besser gehen.“
Sie denkt. Ups, da hab ich ihm die Lippe eingeklemmt. Bedauerlich. Aber muß der deswegen gleich so ein Theater machen?
Wie lange braucht denn der noch, um das bißchen Zahn rauszuholen. Es ist weiß Gott kaum noch etwas davon übrig. Völlig verfault. Wozu hat der eigentlich studiert. Na endlich, geschafft.
Jetzt geht er einfach und ich muß diesen Widerling alleine saubermachen. Da kann man sich ja noch sonst was holen, Handschuhe gibt es hier ja auch nicht. Viertel nach vier. Noch zwei Stunden. Schrecklich! (Anna F, Heche-Dotelox)
Ich kann ihre Blicke spüren, wenn sie diesen Raum betreten, mein steriles, nach Desinfektionsmittel duftendes Reich, in dem keiner an mir vorbeikommt. Wie sie auf mich starren, sie, die kleinen und großen, schmalen und breiten Menschen. Wie sie auf mich zukommen, zögernd sachte auf mich rutschen, als könnte ich zusammenbrechen. Aber sobald der Meister erscheint, haben sie diese Vorsicht vergessen, doch ich, ich spüre sie jetzt erst richtig. Wenn ihr kalter Schweiß meine Haut benetzt. Ein prickelndes Gefühl!
Bei dem hier war es genauso und jetzt ist er auch ganz schwitzig, schmiegt sich immer stärker an mich, ohne daß es ihm bewußt sein mag. Ach, wie schade. Und immer stärker drängt er seinen Rücken an mich, krallt seine Nägel in meine Arme, uah, ich ächze unter seinem Gewicht, das sich, seit er auf mir ist, verdoppelt hat, er ächzt, ich halte entgegen, das merkt mal wieder keiner, er stöhnt, krallt und schwitzt als würde ihm heute die letzte Ölung verpaßt, dann wird er schwächer, es scheint das Ende zu nahen, nur noch eine paar Minuten, in denen ich seinen süßen Schweiß kosten darf seinen Kräften standhalten muß. Wie immer hat keiner auf mich Rücksicht genommen, wie immer sind alle davon ausgegangen, daß ich das aushalten kann, na, wenn sie sich das nächste Mal bloß nicht täuschen, nicht auszudenken... (Thelma Wiltbein)
Ungemütlich dieses grelle Licht, was soll das?
So lange macht der Kerl doch sonst nie seinen Mund auf, und der Luftzug, Mensch mach's Maul zu, es zieht. Und was ist das denn, ich kann mich ja darin sehen, ach ich sehe gar nicht mal so schlecht aus heute, richtig schön glänzen tue ich. Aber was jetzt wieder, schon wieder Zähne putzen, wurde doch vorhin erst eine halbe Stunde geschrubbt.
Hu, das ist aber eine kühle Dusche, mein Gott jetzt sehe ich ja erst einmal, wo ich eigentlich bin, beim Zahnarzt.
Ja hier waren wir aber schon lange nicht mehr. Das wird mir aber jetzt etwa unheimlich, warum werde ausgerechnet ich angesprüht? Und was ist das, eine Spritze, genau neben mir.
Ach, ich fühle mich auf einmal so matt. Was haben sie vor mit mir? Ich bin doch noch vollkommen gesund und auch noch nicht sehr alt, und die kleinen Schmerzen, die ich ihm bereite. Sie werden doch nicht gleich, nein sie werden doch nicht?
Ach, sie kommen mich zu holen, sie werden mich vernichten.
Nein, mich werdet Ihr nicht so einfach ziehen, warum bin ich schließlich ein Weisheitszahn geworden, ich bin eine richtige Kämpfernatur. Ich werde mich wehren, aber was ist mit mir, ich werde schwach, ich kann meine Wurzeln nicht mehr spüren.
Die Zange, nein, nein, nicht, au, au, nein, aaaah. (Sir Teos Fengref)
Ohhhh ... Tiefer, tiefer, noch tiefer...
Oh ... endlich – endlich haben die mich erwischt! Jetzt werd ich munter – jetzt geht's los – jetzt ist Schluß mit lustig – Party ist angesagt! Endlich mal einer, der zupackt, der mich herausfordert zum Kampf – darauf hab ich doch schon 29 Jahre gewartet.
Ohhh ... Zuerst werde ich meine kleinen Schmerzimpulse blitzartig über die Nervenbahnen ins Gehirn schicken, damit sie sich von dort aus im ganzen Körper ausbreiten können. Toll!!! Oh ... ihr werdet mich schon noch kennenlernen – und dann wird es euch leid tun, daß ihr mich überhaupt kennt! Mit mir legt sich keiner nur zum Spaß an – wer mich reizt, muß schon was aushalten können!
Ohhh ... Da war es wieder – dieses irre Gefühl. Ich glaub der Depp von Zahnarzt versucht gerade mit 'ner Zange an meinem Zahn rumzuziehen. Na warte! Eigentlich schade um meinen Menschen. Ich würde viel lieber dem Zahnarzt höchstpersönlich durch Mark und Knochen fahren. Aber irgendwann ist der ja auch mal Patient und dann ... ohhohh. Meine Kumpels werden sich freuen, genau wie ich mich heute – und oh, ah, uh, ... dieses feeling ist so geil – mehr, mehr ...
Was, ihr hört schon auf? Das war doch bis jetzt nur das Vorspielspiel. Los! – Weiter! – Oh ... tut das gut, sich mal richtig Ausleben zu können – hat man ja nicht alle Tage. Oh, uh, ... irre – der Doc hat echt was drauf.
Oh, ah, ... und immer nur warten, bis mein Mensch sich mal was Süßes oder Kaltes gönnt, ist doch stinklangweilig – jetzt geht endlich mal die Post ab hier!
Oh, uh, ... mehr ... – ich glaub, ich krieg davon nie genug. Das ist so geil – da fahr ich voll drauf ab – uh, oh, ... mehr, mehr... ja ...
Ups – was ist denn jetzt los – was soll denn das? – Was machen die denn da? He ... was ist denn hier los – das könnt ihr doch nicht machen? Heee ... doch nicht mit mir! Was soll das denn jetzt? – Schluß! – Aufhören! – eh, ich hab null Bock zu ... (Scherin Scherbu Thione)
Aha, der Herr Fröbe. Nachdem er dreimal den Termin abgesagt hat. Wohl Schiß gehabt, he? Aber heut ist er dran! Nicht daß ich sauer wäre deswegen, aber schließlich gehts ja auch um meine Kohle. Und so 'ne leichte Extraktion ist ja schnell verdientes Geld. Also los.
Da sitzt er nun: dunkle Flecken bei den Achselhöhlen, Schweißperlen auf der Stirn und wer weiß wo sonst noch. Ich rieche jetzt schon sein durchschwitztes Hemd. Daß sich die Leute, selbst in diesem Alter, immer noch so anstellen müssen. Mein Gott! Es wird nicht lange dauern. Jetzt macht er den Mund auch. Und er riecht tatsächlich penetrant nach Schweiß – trotz des Lätzchens über seiner Brust. Und der Mund, na ja werds überleben. Erfordert halt jedesmal Überwindung – selbst nach zwölf Jahren Praxis. Seine Schweißausbrüche scheinen immer stärker zu werden, dabei halte ich doch bis jetzt nur den Rundspiegel in seien Mund. Jetzt kneift er auch noch die Äuglein zu. Mensch Fröbe! Diese Männer – wie feige sie werden, wenn sie sich entblößen. Und wollen auch noch ein Spritzchen. Oh ja ! Jetzt zittert er auch noch. –
Der kurze Schnitt ist mir doch ganz gut gelungen, schnell absaugen. Der Zahn liegt frei. Na, er sieht ja wirklich nicht mehr gut aus. Hilft ja nichts, den Auftrag für die Brücke hab ich ja schon. Huuii! jetzt stöhnt er auch, dabei hab ich doch nur das Zänglein gereicht bekommen. Krrkk! – ziemlich fest der Zahn. Muß wohl noch ein bißchen schaben. Dieses Ächzen regt mich langsam auf. Der sitzt aber auch fest, verdammt sitzt der fest. Und jetzt schwitze ich ja schon. Krrrk! jetzt kommt er... kroook! ja er kommt, er kommt – koork!! Der Fröbe ist ja inzwischen ganz bleich. Naja, wie gesagt ... Noch schnell tupfen – reicht! Den Rest kann Schwester Sandra machen.
„So Herr Fröbe, das wärs, wir sehen uns nächste Woche. Da machen wir Ihnen die Brücke. Sie kommen schon wieder auf die Beine. Schwester Sandra, sitzt Frau Kuhstall schon im Behandlungszimmer drüben?" (Patuz H. Most)
Oh ist der scheußlich, und wie der stinkt. Na mein Lieber hast wohl lange keine Zahnbürste gesehen? Oh ist der scheußlich, dieses kleine braune Häufchen Unglück. Naja da woll'n wir mal. Doc ich hab ihn. Drück! Drück! Oh ist das ein Gefühl, wenn mir der Onkel Doktor an die Schenkel geht. Oh ja da heißt es Zähne zusammenbeißen. Na du kleines stinkendes etwas, willst dich wohl wehren? Eh Doc nachsetzen! Oh was der Doktor für Hände hat. Da beschlägt einen ja der Chrom. Ich bin eigentlich viel zu schade, um verfaulte Zähne zu zupfen. Aber für diese Hände macht man manches mit. Doc drücken! Ja! Und nach rechts drehen! Und nach links drehen! Wieder rechts! Und vor! Und zurück! Mein Gott da schwinden einen ja die Sinne. Oh drück, Doc drück! Er kommt. Oh was für ein Hauer. Mein Gott: Blut, Eiter, oh das tut richtig weh, mein Lieber, da hilft auch keine Spritze. Mein Gott ist das ein Rungs. Ich liebe Backenzähne. Doc drücken! Drücken! Drehen! Und nachsetzen! Drücken! Er kommt. Er kommt.
Oh, wenn dieses Blut nicht wäre. Schnauze hier! Was jammert ihr um euren verfaulten Bruder. Eure Plomben rosten auch schon. Los Doc drücken und drehen! Ich habe ihn, nicht loslassen! Er kommt. Oh jetzt nur noch ein Stückchen. Was für ein Spaß, wenn die Arbeit Spaß macht. Man muß nur in die richtigen Hände geraten. Doc ich habe ihn! Geschafft! Und jetzt, der nächste bitte! (Sensiurd Gierer)
1 Bei dieser Geschchte übernahm jeder Teilnehmer eine bestimmte Perspektive. Viel Spaß beim Lesen und Raten!
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