Filmpremiere: „Meine Musik! Ich nicht!“

Plakat der Veranstaltung.
Gestaltung: Andreas Jäckel


Axel D. Wolf

Jg. 1969 in Eisenach, RWE-Fan, 1986-91 Studium in Weimar und Leipzig, Gelegenheitsjobs als Türsteher, Geigenlehrer, musikalischer Begleiter; 1998 Stipendium der Sparkassenstiftung, über 30 große Kompositionen u. a.: 2001 Das Dach, 2002 Jacobsleiter, 2002 Hommage an den Tod.





Für viele ist Axel D. Wolf das Enfant terrible der Erfurter Kunstszene. Seine Antwort darauf lautet lapidar: „Meine Musik - Ich nicht!”


Michael Schaufert und Bodo Sperr haben eine filmisches Portrait über den Komponisten Axel D. Wolf geschaffen. Weggefährten und Kollegen Wolfs kommen dabei zu Wort. Herzstück des Films ist jedoch das vielfältige musikalisches Werk des Künstlers.


Die Uraufführung des Films fand am 24. September 2005 in der Festungsbäckerei Petersberg in Erfurt statt. Die ANNA hatte dabei die Fäden geknüpft.


Zunächst wurde natürlich der Film gezeigt. Filmemacher Michael Schaufert stand daraufhin dem Publikum Rede und Antwort.

Im Rahmenprogramm lasen Michaela Jacob und Sven Hoffmann eigene lyrische Werke. Begleitet wurden sie dabei von Britt Hedrich (Gitarre) und Alex Finke (Digderidoo).

Das Milesstone-Team (Radio F.R.E.I.) rundete den Abend bzw. die Nacht mit Musik der 60er, 70er und 80er Jahre ab.



Interview mit den Filmemachern Michael Schaufert und Bodo Sperr

Michael Schaufert

Jg. `55 in Berlin, Filmemacher, Dozent für Film und Kommunikation an den Unis Hamburg und Ilmenau


Bodo Sperr

Jg. `55 in Berlin, Philosoph, Autor, Regieseur, Theater- und Filmemacher

aus: „Rampensau Herbst 2005”, Seite 8



„Menschen mit Standpunkten haben nicht nur Freunde. Axel D. Wolf schätzen zu lernen, heißt, sich stetig mit ihm auseinander zu setzen. Eine Meinung über ihn zu haben, egal welche, wäre eine platte Vereinfachung seiner Person. Das würde sich rächen.

Michael Schaufert und Bodo Sperr haben einen Film über ihn gedreht. Am 24.09.2005 war in der Festungsbäckerei (Petersberg) Premiere. Und die Rampensau hat's gewusst und interviewte die Filmemacher.


Ja, Micha! Der Film ist uraufgeführt. Vielleicht erst mal ein paar Worte zu den Filmemachern. Wer war alles an diesem Film beteiligt? Wie habt ihr euch gefunden?

Seit ein paar Jahren habe ich Axels Auftritte mit der Kamera begleitet. Während einer Premierefeier habe ich dann Bodo Sperr kennen gelernt. Er war es auch, der die Idee hatte, das Material als Grundlage für einen Film zu nutzen. Bodo hat dann das Skript erarbeitet und die Regie übernommen. Der Schnitt war dann wieder mein Part. Naja, das ist jetzt ca. zwei Jahre her.


Axel D. Wolf ist eine äußerst interessante Persönlichkeit. Wer ihn kennt, schätzt ihn als begnadeten Musiker aber auch als Lebenskünstler. Was war schlussendlich für euch das faszinierende an seiner Person? Was war eure Motivation einen Film über ihn zu machen?

Zuvörderst die Musik. Eine seiner modernen Kompositionen live zu hören, ihn dabei zu erleben, ist schon faszinierend. Vor allem, dass er Jahr für Jahr neue Werke veröffentlicht, ist etwas besonderes. In einer so überschaubaren Stadt wie Erfurt hat man dann als spartenfremder Filmemacher schnell die Chance mitzumachen, also das in den Prozess einzubringen, was man gelernt hat. Als Dokumentarfilmer liegt unser Interesse aber auch an den Menschen, ihren Lebenssituationen, ihrem Umfeld und in diesem Zusammenhang war für uns interessant, wer ist dieser Mensch, der diese Musik macht.


Im Film kommen viele, sagen wir, Weggefährten von Axel D. Wolf zu Wort. Das heißt aber auch, dass unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache kommen. Gab es für euch zentrale Aussagen bzw. Gemeinsamkeiten?

Es war unser Wunsch, dass jeder seine ganz persönliche Sicht über seine Zeit mit Axel zum Ausdruck bringen sollte. Wir wollten damit zunächst soviel wie möglich über Axel in Erfahrung bringen, darüber hinaus versuchten wir aber auch unsere Interviewpartner zu portraitieren, ihre Beziehung zu Axel und so. Die Arbeit an Theater- und Musikprojekten ist immer mit Reibungen verbunden. Künstler sind immer auch Individualisten, da gibt es natürlich Gegensätze im Denken und Fühlen, zum Teil unvereinbare. Das geht an die Substanz in jeder Beziehung. Und das hat uns interessiert. zum letzten Teil der Frage kann ich nur sagen: Schaut euch den Film an!


Über zwei Jahre habt ihr an diesem Film gearbeitet. Über zwei Jahre habt Ihr Axel D. Wolf begleitet. Jeder Mensch entwickelt sich, Beziehungen sowieso. Seht ihr Axel D. Wolf nach dieser Zeit anders?

Im Grunde genommen haben wir Axel erst durch die Dreharbeiten richtig kennen gelernt. Zwei Jahre sind eine lange Zeit, wenn man so intensiv zusammenarbeitet. Unsere heutige Sicht ist aus diesem Kennenlernen erwachsen, dass meint aber auch, dass wir Axel heute besser verstehen. Und das wollen wir auch im Film aufzeigen.


Ihr als Filmemacher haltet euch im Film eher bedeckt, keine Erklärungen oder Standpunkte. Ihr lasst die Interviewpartner einfach sprechen. Alles wirkt sehr spontan. Was war die Intention dieser Vorgehensweise? Würdet ihr den Film heute eventuell anders aufbauen und wie?

Spezifische Fragen zielen auf bestimmte Antworten beziehungsweise schränken diese ein. Das wollten wir vermeiden. Aber es ist keineswegs so, dass der Film, nicht auch unseren Standpunkt darstellt. Der Kommentar ist nicht das einzige Mittel für den Filmemacher. Jeder Schnitt, jede Tonblende, der Aufbau des Films oder die kürzeste Einstellung sagen etwas über die Haltung der Macher aus, ebenso das Weglassen oder das Nichtzeigen. Der Film stammt von heute, wie wir ihn morgen machen würden...?


Axel D. Wolf ist Erfurter. Diese Stadt hat viele Künstlerinnen und Künstler hervorgebracht. Viele haben die Stadt verlassen oder anders ausgedrückt mussten ihr Künstlerglück in der Fremde suchen, das kann letztendlich auch Axel D. Wolf treffen. Was ist Eure Meinung, muss sich eine Stadt wie Erfurt, Künstler wie Axel D. Wolf leisten'?

Jeder Mensch braucht die Kunst, um gesund zu bleiben, ebenso wie jede Gruppe ihren, ihre Künstler braucht und eine Stadt braucht eben viele Künstler, wegen des Gleichgewichts. Ohne Kunst stirbt die Seele. Kunst ist die Sprache unserer Seele. Das betrifft den einzelnen Menschen genau so wie die Gesellschaft. Eine Stadt, die ihre Künstlerinnen und Künstler nicht hält, die ihre Künstler nicht bewegt, Kunst zu schaffen, verzichtet auf ihre Seele. Sie zerstört sich selbst. Wenn der einzelne Mensch sich offen selbst zerstört, mit Drogen oder durch Suizid oder wie auch immer, wird er ins Gefängnis oder in die Psychiatrie gesperrt. Das ist eigentlich paradox.


Also, ich bin der Meinung, jede Stadt sollte ihre Axel aller Kunstgattungen pflegen.

Das sehen wir auch so. Danke fürs Gespräch!”