20 Jahre ANNAKRAM e. V.

20 Jahre ANNAKRAM e. V.










20 Jahre sind schon eine Hausnummer. Da mussten wir einfach Theater machen, aber auch ein paar Geschenke sollten über den Tisch gehen und Party sollte sein. Im Grunde also wie immer, wenn sich die Annabande anschickte, das Leben zu feiern.

Gut von vorn! Annakram hatte 2017 zwanzigjähriges Jubiläum. Die alljährliche November-Festivität sollte deshalb etwas üppiger ausfallen. Quasi über Nacht hatten wir die Eckpunkte festgelegt: Theater, Rückblick, Spenden. Natürlich wollten wir aber auch Spaß haben. Tanzen und so.

Aber noch mal von Anfang an. Wer hätte das gedacht, damals, als wir hier in Erfurt die ersten Kunstprojekte kreierten. 1997 fing alles an mit einem Schreibworkshop an der Fachhochschule. 20 Jahre ist das jetzt her. Mittlerweile haben wir über 150 Veranstaltungen durchgeführt oder waren daran beteiligt. Zudem haben wir mehr als 20.000 Euro für soziale Projekte in Thüringen und Kambodscha gespendet. Und unsere Feiern haben über die Jahre noch immer einen verdammt guten Ruf. Dem wollten wir auch diesmal gerecht werden.

Mit Theater ging es los. Wir hatten passend zum Reformationsjubiläum „Ein Stall voll Säue“ eingeübt. Thema des Stücks war Martin Luthers Vermächtnis. Klar bewegten wir uns damit außerhalb des kultivierten Lutherbilds. Nennen wir es schwarzen Humor. Unsere Gäste hatten jedenfalls ihren Spaß.

Nach einer kurzen Umbaupause wurde es offiziell. Feierstunde! Für die Einstimmung sorgten Sven Wachsmuth und Sid Eisengurrer, die ANNAs Leben und Werk per Video und Installation präsentierten.

Danach übergaben Simone und Michael Mieth dem Einradclub Erfurt und SV Concordia jeweils einen Spendencheck über 200 Euro. Auch für die TKG hatten wir eine Spende vorbereitet. 2011 hatte die ANNA die Patenschaft über die Bibliothek des Sozialen Abfallzentrums in Battambang in Kambodscha übernommen. Mit 500 Euro unterstützen wir in diesem Jahr das Projekt der TKG.

Aber das sollte es noch nicht gewesen sein. Danach überreichten wir die Erlöse unserer laufendhelfen-Aktion 2017 von insgesamt 2.600 Euro an den Kinder- und Jugendzirkus Tasifan.

Natürlich werden wir auch im kommenden Jahr unter dem Titel „laufendhelfen“, Spenden sammeln. 2018 möchten wir so den Kinder- und Jugendschutzdienst „HAUT-NAH“ des MitMenschen e. V. unterstützen. Und wir konnten schon während unserer Feierstunde die ersten Einnahmen verbuchen. Der Erfurter Maler Andreas „Jack“ Jäckel stellte uns dafür eine Grafik zur Verfügung, die wir für 360 Euro versteigern konnten. Irgendwie lief es an diesem Abend.

Danach hatte Mensa-Jürgen seinen großen Auftritt. Und er zeigte sich in Hochform. Genauso wie alle unsere Gäste. Ja, diese Jubiläumsparty hatten wir uns rundweg verdient. Es war der Hammer! Danke!


Doch noch mal... Ach, schaut euch die Bilder an!

Theaterpremiere „Ein Stall voll Säue“ (ab 19 Uhr)


Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloss­kirche. So zumin­dest die Legende, denn in der Literatur wird die Glaubwürdigkeit dieser Tat an­ge­zweifelt. Unstrittig ist jedoch, dass Luther die Reformationsbewegung auslöste. Damit schrieb er Geschichte. Weltgeschichte. Am 31. Oktober wird deshalb auch ihm zu Ehren deutsch­land­weit der Reformationstag gefeiert.

Martin Luther hat die Bibel ins Deutsche über­setzt. Ein Mythos ist jedoch, dass das einfache Volk erst dadurch Zugang zur Heiligen Schrift fand. Über­setzungen von Bibeltexten in die Spra­che der einfa­chen Menschen entstanden bereits 250 Jahre vor Christus. Allein 72 deutschsprachige Übersetzungen sind aus der Zeit vor Martin Luther bekannt.

Doch nicht nur diese Irrtümer werfen Fragen auf, auch Luthers Äuße­rungen über Frauen, Andersdenkende, Juden und Unter­drückte sind zum Teil äußerst widersprüchlich. Wohl­wollend ausgedrückt. Und dennoch scheint Luther über jede Kritik erha­ben. Vor etwa 200 Jahren resümierte Heinrich Heine: „Ruhm dem Luther! Ewiger Ruhm dem teuren Mann, dem wir die Ret­tung unserer edelsten Güter verdanken, und von dessen Wohl­taten wir noch heute leben! Es ziemt uns wenig, über die Beschränkt­heit seiner Ansichten zu klagen. Der Zwerg, der auf den Schul­tern des Riesen steht, kann freilich weiter schauen als dieser selbst, besonders wenn er eine Brille aufgesetzt“. Diese Ansicht scheint auch heute noch Konsens zu sein. Zwar werden mittlerweile über Experten- und Sachver­ständi­gen­kreise hinaus, auch seine nicht so vorzeigbaren „Thesen“ diskutiert, doch die fast kultische Verehrung Luthers hat an nichts ein­ge­büßt.

Längst ist Martin Luther auch ein Wirtschaftsfaktor. Der Luther­tourismus boomt (vor allem in diesem Jahr). Da wurde einiges investiert. Es wurden Lutherstätten aufgemöbelt, Luther­wan­derwege ausgeschildert und Luther­andenken produziert. Auch das ultimative Luther­sing­spiel durfte nicht fehlen.

Am Denkmal wackeln kann das Geschäft vermiesen. Gut, für diese Aus­sage fehlen uns die Belege. Für die Zitate Luthers, die in dem Theater­stück „Ein Stall voll Säue“ zu hören sind, haben wir diese jedoch. Da wurde nichts verfälscht oder dazu­ge­dichtet.


Kurz zum Inhalt:
Jörg Junker, ein kluger junger Mann, beteiligt sich beim hiesigen Luther­aus­scheid. In der Endrunde plagen ihn plötzlich Wissenslücken. Es sieht nicht gut aus. In der Not erscheint ihm der große Reformator und bietet seine Hilfe an. Für den Sieg verlangt er lediglich, dass Junker Luthers Worte zu seinen eigenen mache.


Text und Regie:
Sid Eisengurrer


Video, Animation, Schnitt:
Sid Eisengurrer


Musiker:
Susanne V. Thiele (Cello),
Axel D. Wolf (Bratsche)


Einspielungen:
Sven Wachsmuth

Bühnenbild, Grafik:
Andreas Jäckel


Licht:
Thilo Soworka, Axel Richter


Ton:
Olaf Remde


Darstellerinnen und Darsteller:
Annette Arnold, Saskia Hippe, Katja Pukshofer, Steffen Neumann, Ivonne Sitterlee, Nora Sitterlee, Lars Neumann, Sid Eisengurrer, Marcel Wich, Maria Streltsova, Andreas Jäckel


Thüringer Allgemeine schreibt am 15. November 2017:


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Impressionen:





Feierstunde mit Scheckübergabe (ab 21 Uhr)



Impressionen:

Zeichnung: Andreas Jäckel